Der MVP-Prozess: Better done than perfect!

Dr. Jonas Steeger

Die Startup-Szene wirft mit Begriffen nur so um sich. Scalable, Disruption, Unicorn, Fuckup-Party, Earlyvangelist, Pivoting... Viele dieser Begriffe sind an Konzepte gekoppelt, die auch etablierte Unternehmen weiterbringen können. Der wohl zentralste Begriff ist dabei MVP. Wir zeigen, worum es dabei geht und wie es auch Ihnen helfen kann.


Bestseller wie The Lean Startup, Zero to One oder auch Christopher Keeses Silicon Valley tragen es auch in die heimischen Hallen: Minimum Viable Product - oder eben auch MVP. Ganz kurz zur Definition:

Minimum Viable Product

MVP steht für Minimum Viable Product. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Das kleinstmöglich durchführbare bzw. realisierbare Produkt. Das englische Wort viable kann auch mit überlebensfähig, existenzfähig oder praktikabel übersetzt werden.

Der Begriff stammt aus dem Silicon Valley, wo Technologieunternehmen stets auf der Suche nach Möglichkeiten sind, Innovationen so schnell wie es nur irgendwie geht umzusetzen. Die Idee ist dabei ganz einfach: Ein MVP ist ein Produkt, was gerade eben die nötigsten Funktionen hat, um es am Markt zu testen.

Ein kleines Beispiel: Angenommen, Sie wollen eine Support-App entwickeln, die es Ihren Kunden erlaubt, besser mit Ihnen zu kommunizieren und vielleicht Fragen zu beantworten. Die App soll alles abdecken: Telefonie, Video-Chat, Chat, Support- Center, Erklär-Videos und was Sie sonst noch alles haben. Ihr MVP wäre dann zum Beispiel eine App, mit der Kunden Ihnen eine Support-Anfrage zukommen lassen können und auf die Sie antworten können. Vielleicht hätte die App noch einen Link zu Ihrem Support-Center.

Der MVP-Prozess hat viele Vorteile

Ein MVP ist es kein Prototyp oder ein Proof-Of-Concept. Der Unterschied ist, dass das MVP am Markt platziert wird – samt Preis! Bleiben wir bei unserem Beispiel: Sie würden Ihren Kunden also eine App anbieten, mit der „nur Nachrichten“ versendet werden können... und dann soll der Kunde auch noch dafür zahlen? Das ist natürlich ein Risiko!

Der Vorteil dieses Vorgehen ist, dass Sie diese App sehr schnell entwickeln können, um letztlich Ihre Hypothese zu testen. Denn Ihre Hypothese ist, dass Ihre Kunden gewillt sind, für eine Support-App zu zahlen, die per Telefon verfügbar ist.

Wenn Sie dem klassischen Wasserfall-Modell folgen, hätten Sie die perfekte App entwickelt. Ein oft langwieriger und teurer Prozess. Vielleicht hätten Sie am Ende lernen müssen, dass Ihre Kunden diese App nicht nutzen! Welches Risiko ist also höher – lange und teuer entwickeln ohne zu wissen, ob der Markt die Nachfrage bereithält? Oder in einem 1-Monat-Sprint die absolute Basis zu schaffen, um die Arbeitshypothese zu testen?

Fünf Berühmte MVPs

  1. Facebook: Die erste Version erlaubte es ausschließlich, dass man „Freunde“ finden und Nachrichten schreiben kann. Keine Fotos, keine Landing-Page. Nur Verbinden und Schreiben. Hypothese: Menschen wollen sich online verbinden.
  2. Groupon: Die erste Version war eine simple WordPress-Seite mit einfachen PDFs, die regelmäßig an Subscriber geschickt wurden. Hypothese: Menschen zahlen für Rabatt-Coupons, die regelmäßig zur Verfügung stehen.
  3. Airbnb: Die Gründer hinter Airbnb hatten zum Start eine einfache Seite. Hier konnte eine Wohnung angemietet werden. Ihre eigene. Hypothese: Reisende schlafen in Privatwohnungen und zahlen dafür.
  4. Amazon: Die allererste Variante war eine extrem einfache Seite, auf der Bücher bestellt werden konnten. Der Zahlungsprozess und alles andere ging noch per Hand über den Tisch von Jeff Bezos. Hypothese: Menschen bestellen Bücher online.
  5. Apple‘s iPhone: Sie wundern sich wahrscheinlich oder? Aber das erste iPhone konnte eigentlich nur zwei Dinge: Telefonie und Internet per Touchscreen. Sie konnten keinen Text kopieren, nicht einmal etwas suchen. Auch Bilder konnten Sie nicht versenden. Denn das iPhone unterstützte kein MMS. Kein Bluetooth, kein echtes Adressbuch, usw. usw. Hypothese: Menschen wollen keine Tasten und ein besseres Surf-Erlebnis per Telefon.

Was ist ein gutes MVP?

Bei der Entwicklung eines MVPs geht es nicht darum, ein perfektes, fertiges Produkt zu schaffen. Im Zentrum steht vielmehr die Validierung einer Idee. Indem Sie einen schlanken und schnellen Prozess sicherstellen, minimieren Sie Ihr finanzielles Risiko und sind in der Lage, mehr Ideen auszuprobieren, frühzeitig Gewinnerkandidaten zu identifizieren und Ideen zügig zu verwerfen, die keine positiven Ergebnisse liefern werden. Doch um das zu ermöglichen, muss ein MVP vier essentielle Eigenschaften mit sich bringen:

  1. Es muss eine klar definierte Zielgruppe haben
  2. Es muss mindestens ein Schlüsselproblem lösen
  3. Die Bedienbarkeit muss Mindestanforderungen genügen
  4. Es muss einfach zu bauen/zu entwickeln und schnell zu starten sein

Und was hat das mit Projektmanagement zu tun?

Den MVP-Gedanken können Sie an fast jeder Stelle in das Unternehmen tragen – natürlich insbesondere bei Ihren Projekten. Gerade, wenn Sie überprüfen wollen, ob ein Projekt zum gewünschten Erfolg führt, können Sie den MVP-Ansatz fahren. Falcon kann Ihnen dabei helfen. Haben Sie Interesse? Melden Sie sich gerne bei uns – zum Beispiel über info@nordantech.com.

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