Maßnahmen: Entwicklung und Umsetzung

Dr. Jonas Steeger

Maßnahmen entwickeln kann jeder – sie wirkungsvoll umzusetzen ist die wahre Kunst. Wie das gelingt, welche Rolle PMO und Reporting spielen und warum der Unterschied in der Umsetzung liegt, zeigt dieser Artikel.

Für wen ist dieser Artikel?
Einsteiger rund um das Thema Maßnahmen

Was wird behandelt?
Kernbegriffe und -prozesse im Rahmen von Maßnahmenentwicklung und Umsetzung sowie die Rolle des PMO

Was ist Maßnahmenentwicklung und Maßnahmenumsetzung?

In einem zunehmend dynamischen und komplexen Marktumfeld ist die gezielte Entwicklung und konsequente Umsetzung von Maßnahmen entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Doch obwohl Begriffe wie "Maßnahme", "Umsetzung" oder "Reporting" vielerorts verwendet werden, fehlt häufig ein klares Verständnis davon, wie diese Prozesse effektiv gestaltet werden können - und nicht selten auch schlicht das Verständnis dafür, was überhaupt genau damit gemeint ist.

In diesem Artikel geben wir einen ersten Einblick in die Welt der Maßnahmenentwicklung und -umsetzung. Wir beleuchten nicht nur die methodischen Grundlagen, sondern auch die beteiligten Akteure, die Phasen der Umsetzung und die Bedeutung eines professionellen Reportings. Einen kleinen Extrafokus legen wir zudem auf e Rolle das sog. Project Management Office (PMO), das als Koordinationsinstanz eine Schlüsselrolle im Transformationsprozess einnimmt.

Was sind überhaupt Maßnahmen

Zugegeben – mit einer Definition zu starten, klingt erstmal trocken. In diesem Fall ist sie jedoch essenziell: Eine „Maßnahme“ beschreibt grundsätzlich einen konkreten Handlungsplan, der darauf abzielt, bestehende Probleme zu lösen oder zukünftige Herausforderungen zu meistern.

Im Grunde sind Maßnahmen also nichts anderes als Projekte, die parallel zum Tagesgeschäft laufen. Oft treten sie auch unter dem Begriff „Initiativen“ auf. Doch besonders im Kontext von Turnarounds und Sanierungen ist der Begriff „Maßnahme“ weit verbreitet – und genau dort haftet ihm häufig ein negativer Beigeschmack an. Schließlich geht es in solchen Fällen meist darum, Missstände zu beseitigen. Entsprechend bilden Maßnahmen einen zentralen Bestandteil von Sanierungsplänen, etwa im Rahmen eines IDW S6-Gutachtens.

Tatsächlich können Maßnahmen jedoch ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche betreffen – von Kostensenkung über operative Effizienzsteigerung bis hin zur strategischen Neuausrichtung. Sie müssen also keineswegs negativ konnotiert sein. Im Gegenteil: Letztlich geht es immer darum, ein Unternehmen (wieder) auf Kurs zu bringen – ganz gleich, ob es sich in einer Krise befindet oder nicht.

Vom Impuls zur Idee: Wie Maßnahmen entstehen

Am Anfang jeder wirksamen Maßnahme steht eine Beobachtung: Etwas läuft nicht so, wie es sollte – oder könnte besser laufen. Vielleicht steigen die Kosten, die Margen sinken oder der Wettbewerb zieht technologisch davon. In diesen Momenten beginnt der Denkprozess: Welche Stellschrauben lassen sich drehen? Welche Potenziale lassen sich heben? Die Initialzündung kann von überall im Unternehmen kommen – von der Geschäftsführung, die strategische Ziele vorgibt, ebenso wie von den Mitarbeitenden, die operativ nah am Geschehen sind.

Die eigentliche Entwicklung von Maßnahmen ist ein kreativer und zugleich analytischer Prozess. Sie beginnt mit der Sammlung von Ideen, die im Idealfall aus einem ausgewogenen Mix aus Top-down-Vorgaben und Bottom-up-Initiativen entstehen. Hier kommen Führungskräfte, Fachabteilungen und oft auch externe Berater ins Spiel. Während die einen das Zielbild im Blick behalten, bringen andere ihre Expertise für realistische Lösungsansätze ein. Das Project Management Office moderiert diesen Prozess, strukturiert ihn methodisch und sorgt dafür, dass keine Idee verloren geht. Aber dazu später mehr.

Die ausgewählten Vorschläge werden schließlich in belastbare Maßnahmen überführt – versehen mit einem klaren Ziel, einem Zeitrahmen, Ressourcenbedarf und einem Verantwortlichen.

Der Bauplan für Fortschritt: Was eine Maßnahme ausmacht

Eine wirksame Maßnahme ist mehr als ein Task in einer To-do-Liste. Sie ist ein kleines Projekt mit klarer Zielsetzung, definiertem Scope und überprüfbaren Erfolgskennzahlen - in aller Regel finanzieller Natur. Damit das gelingt, braucht es Struktur. Jede Maßnahme sollte folgende Elemente enthalten:

Welche Bestandteile hat eine Maßnahme?
Je nach Kontext haben Maßnahmen unterschiedliche Bestandteile. Die folgende Liste zeigt jedoch die absolute Basis einer jeden Maßnahme.

  • Eine prägnante Beschreibung und ein klar formuliertes Ziel
  • Die klare Benennung von Verantwortlichkeiten
  • Einen realistischen Zeitplan
  • Angaben zu Ressourcen und Budget
  • Messgrößen zur Erfolgskontrolle - meist finanzieller Natur
  • Eine Einordnung bezüglich weiterer Maßnahmen (also eine Art Verortung in einer Struktur über alle Maßnahmen)
  • Eine klare Priorisierung (mehr dazu hier)
  • Eine Phase (also z.B. Idee - in Umsetzung - Abgeschlossen... aber dazu später mehr)

Nehmen wir als Beispiel ein Unternehmen, das seine Lagerkosten senken will. Die Maßnahme könnte darin bestehen, den Lagerumschlag zu erhöhen und ungenutzte Bestände abzubauen. Verantwortlich ist der Leiter Logistik. Die Ziele: Reduktion der Lagerkosten um 250.000 Euro pro Jahr und Verbesserung der Lagerumschlagshäufigkeit. Dazu kommt ein Schlag an Meilensteinen, der notwendig ist, um die Reduzierung durchzuführen. Ein solcher Bauplan sorgt dafür, dass alle Beteiligten wissen, worauf sie hinarbeiten – und wie der Erfolg gemessen wird.

Von der Theorie zur Praxis: Phasen der Umsetzung

Die Reise einer Maßnahme vom Konzept zur Wirkung verläuft nicht linear, aber sie folgt einem bewährten Ablauf. In der Initiierungsphase geht es darum, die Problemstellung genau zu verstehen. Analysen wie SWOT oder Gap-Analysen helfen, Handlungsfelder zu identifizieren. Darauf folgt die Konzeption: Die besten Ideen werden konkretisiert, bewertet und priorisiert. Welche Maßnahme bringt den größten Nutzen? Was ist kurzfristig umsetzbar, was erfordert tiefgreifende Veränderungen?

In der Planungsphase wird es ernst: Verantwortliche werden benannt, Ressourcen zugewiesen und Zeitpläne erstellt. Jetzt ist klar, wer was bis wann erledigen muss. Die Umsetzungsphase markiert den Übergang vom Papier zur Realität. Hier wird gearbeitet, verhandelt, implementiert. Doch die eigentliche Kunst liegt im Monitoring: Maßnahmen laufen nie exakt nach Plan. Deshalb braucht es Mechanismen, um frühzeitig zu erkennen, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Ein strukturierter Review-Prozess, regelmäßige Statusupdates und gegebenenfalls Eskalationen sorgen dafür, dass das Ziel nicht aus dem Blick gerät.

Und schließlich: der Abschluss. Was wurde erreicht? Wo lagen die Stolpersteine? Welche Learnings lassen sich für zukünftige Projekte mitnehmen? Dieser letzte Schritt wird oft vernachlässigt – dabei ist er der Schlüssel zur organisationalen Weiterentwicklung.

Härtegrade - ein sehr beliebtes Phasenmodell für Maßnahmen

Härtegrade (abgekürzt „HG“) bezeichnen den Umsetzungsstand einer Maßnahme. Sie reichen typischerweise von der ersten Idee bis zur vollständigen Umsetzung und Wirkung. Die genaue Anzahl und Definition der Härtegrade kann je nach Projektumfeld angepasst werden. Ein häufig verwendetes Modell umfasst fünf Stufen:

  • HG1 – Potenzial identifiziert: Die Maßnahme ist als Idee formuliert, aber noch nicht konkretisiert.
  • HG2 – Evaluierung und Umsetzung: Die Maßnahme wird auf Machbarkeit geprüft und erste Umsetzungsschritte werden geplant.
  • HG3 – Maßnahme abgeschlossen: Die Umsetzung der Maßnahme ist abgeschlossen.
  • HG4 – Effekte realisiert: Die erwarteten Effekte der Maßnahme sind eingetreten und messbar.
  • HG5 – Nachhaltigkeit gesichert: Die Maßnahme zeigt langfristige Wirkung und ist nachhaltig im Unternehmen verankert.

Diese Struktur ermöglicht es, den Status jeder Maßnahme klar zu definieren und den Fortschritt im Projektverlauf transparent darzustellen. Mehr zum Thema Stage-Gates - den so lauter der Überbegriff für Phasen im Rahmen der Maßnahmenumsetzung - finden Sie hier

Steuerungszentrale Reporting: Warum Transparenz alles ist

Ohne belastbares Reporting gleicht Maßnahmenumsetzung einem Blindflug. Nur wer weiß, wie weit die Umsetzung fortgeschritten ist, wo es klemmt und welche Ziele erreicht wurden, kann fundierte Entscheidungen treffen. Reporting schafft Transparenz – und das nicht nur für die Projektteams, sondern auch für Führungsebene, Stakeholder und externe Partner wie Banken oder Gesellschafter.

Ein gutes Reporting beschränkt sich nicht auf das Abhaken von Meilensteinen. Es bietet Kontext, erklärt Verzögerungen, bewertet Risiken und stellt Finanzkennzahlen den ursprünglichen Erwartungen gegenüber. Idealerweise erfolgt das in einem strukturierten Format – beispielsweise mithilfe von Dashboards oder Standardreports, die den Status jeder Maßnahme in einem Ampelsystem visualisieren. So lässt sich auf einen Blick erkennen, wo Unterstützungsbedarf besteht.

Ein Beispiel: Die Maßnahme „Digitalisierung der Eingangsrechnungen“ zeigt seit zwei Wochen gelben Status. Der Grund: Verzögerungen bei der IT-Integration. Das Reporting nennt nicht nur die Ursache, sondern auch die geplanten Gegenmaßnahmen und den erwarteten neuen Meilenstein. So bleibt die Maßnahme im Fokus – und wird nicht zur Karteileiche.

Dirigenten des Wandels: Die Rolle des PMO

In vielen Organisationen ist das PMO eine Art unsichtbarer Dirigent – nicht im Rampenlicht, aber maßgeblich für das Zusammenspiel verantwortlich. Es definiert Standards, stellt Methoden bereit, schult Projektteams und überwacht den Gesamtfortschritt. Ohne ein starkes PMO drohen Maßnahmeninitiativen zu versanden, Doppelarbeiten zu entstehen oder Konflikte zwischen Projekten zu eskalieren.

Das PMO ist nicht nur Administrator, sondern Enabler. Es hilft, gute Ideen in gute Maßnahmen zu übersetzen – und gute Maßnahmen in Ergebnisse zu überführen. Es sorgt für Konsistenz im Reporting, etabliert Steuerungsgremien, bereitet diese vor und nach, und fungiert nicht zuletzt als Sparringspartner für die Maßnahmenteams.

Ein Unternehmen, das sein PMO strategisch aufstellt und mit den nötigen Befugnissen sowie Ressourcen ausstattet, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil: Es kann Veränderungen nicht nur planen, sondern auch realisieren.

Fazit: Die Idee zählt – aber die Umsetzung entscheidet

Maßnahmenentwicklung und -umsetzung sind kein Selbstzweck. Sie sind Ausdruck eines unternehmerischen Gestaltungswillens. Wer es versteht, Ziele in strukturierte Handlungen zu übersetzen, diese konsequent zu verfolgen und transparent zu steuern, verschafft sich langfristig Stabilität und Agilität zugleich. Dabei sind ein klares Zielbild, methodisches Vorgehen, verlässliches Reporting und ein starkes PMO die Säulen des Erfolgs. Denn am Ende zählt nicht nur, wer die beste Idee hatte – sondern wer sie am besten umgesetzt hat.

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